Nach gemütlichem Frühstück düsten wir Richtung "Seedi", wie das Seedammcenter hier so heisst. Vor dem Seedi wollte ich aber zu einem Bauernhof. Seit ich von London wieder hier bin, enttäuscht mich der Migros/Coop mit fadem Gemüse und faden Früchten. Egal in welchem Supermarkt in London, das Gemüse und vor allem die Früchte schmecken einfach fast wie aus Mama's Garten und sind reif. Man kann die Ware zwar höchstens zwei Tage aufbewahren, aber dass ich mehr in den Laden muss um schmackhaftes Grünzeug zu bekommen, würde ich in Kauf nehmen. Ich suche also verzweifelt nach Alternativen und nach Geschmack, heute auf dem Schlossbauernhof in Freienbach. Hier verkaufen sie sehr freundlich ab Hof, Früchte, Gemüse und Joghurt, Eier etc. Die Trauben, die ich bis jetzt probiert habe, sind super. Hoffe der Apfeltarte Morgen für unseren Besuch wird ebenfalls zum Highlight. Einziger Punkt der mir nicht so gefällt bis jetzt: Die Auswahl ist praktisch gleich null. Nebst Härdöpfel und Zwiebeln gab es kein anderes Gemüse. Also leider weitersuchen.... Es soll noch einen zweiten solchen Hof in der Umgebung geben. Der wird natürlich nächstes Wochenende ausprobiert :-)
Uns zog es bei diesem Wetterchen nach draussen. Benno zeigte mir seinen Spazierweg, wenn er mal alleine zu Hause war und den Kopf lüften musste. Man sieht sogar den Säntis von diesem Weg aus. Gleich bei uns hinter dem Hügel gibt es Reben und einen schönen Weg bis nach Wollerau oder Richterswil. Der See blitzt manchmal zwschendurch und sonst läuft man durch schöne gelbe, rote oder braune Blätter im Rebberg. Der Herbst ist da, ich seh's. Vogelschwärme, bunte Blätter und dicke Jacken bei den Fussgängern sind nur ein paar Indizien dafür.
Wie habe ich das vermisst, dass ich die Jahreszeiten und die Natur so nah mitbekomme und gleich hinter dem Haus im Grünen stehe. Einmal Landei, immer Landei.... Das Durchatmen bekommt hier einen ganz anderen Sinn.
Der Kommentar der Nachbarn zu meinem Einzug war jedenfalls: "Oh schön, jetzt lebt es ein bisschen mehr.... :-)" und wir wurden sofort zu Raclette und Spieleabend eingeladen. Wirklich süss.
Mein neuer Job in Zürich ist jetzt noch anstrengend, aber spannend. So ganz was anderes, als was ich gewohnt bin. Keine Struktur und keine Zwänge. Ich hab sogar meinen eigenen Lohn diesen Monat ausbezahlt... thihi... aber es macht Spass, mein Team ist international und jung und ich habe das Gefühl wir ziehen alle am gleichen Strick.
In Zürich fühle ich mich wie in einem Dorf... morgens um halb neun ist keine Sau auf der Strasse und es ist alles so still und ruhig... So geordnet und gesittet und auch am Donnerstagabend sehe ich keine Betrunkenen auf der S- Bahn... Das Kobratram hat mich schon dreimal fast erwischt... ich hör das Ding einfach nicht. Vielleicht bin ich ja taub nach einem Jahr London. Und dann schau ich beim Fussgängerstreifen noch immer stur in die falsche Richtung, wirklich lästig... Für mich fühlt sich alles zu ruhig und zu überlegt an. Wo ist die Lebensfreude, das Lachen von irgendwelchen Teenagern, die nur Blödsinn im Kopf haben, wo wird ein bisschen gegröhlt, ein bisschen geschimpft oder erklärt? Wo ist die Vibration dieser Stadt? Momentan fühle ich sie gerade gar nicht. Und im Büro, dass ich mit 5 Leuten teile...Gottchen ist das ruhig... ich habe immer Angst, wenn ich die Treppe raufkomme und an meinem Arbeitsplatz gehe und ein bisschen ausser Atem bin, dass ich alle rundherum beim Arbeiten störe... Aber genug gemotzt... ich hatte meine Gründe wieder nach Hause zu kommen und ich werde mich schnell wieder an die Schweiz gewöhnen... aber ab und zu grinsen muss ich schon, wenn ich mich so komplett vor den Kopf gestossen fühle, weil wieder mal was sooo schweizerisch ist.
Diese Wochenende hat sich dieses Gefühl des fremd am Platz sein, etwas gelüftet und ich konnte meinen Kopf so richtig schön im Rebberg durchlüften...