Donnerstag, 6. März 2014

Kigali - Rwanda- nur noch müde...

Nach einer Woche und einem Tag in Kigali, wo wir zwei Versicherungen von hinten bis vorne durchleuchtet haben, bin ich nur noch müde. Es war anstrengend!

Kigali ist schön, grün und warm, mehr als Sommer bei uns, was wirklich fantastisch ist, so mitten im Winter. Es ist auch auf 1400m ü. M., was das Problem mit den Moskitos extrem eindämmt, was eine grosse Erleichterung ist. Obwohl... eine Nacht hatte ich nur ein (wirklich nur 1) Moskito in meinem Zimmer. Es endete mit 10 Stichen, (die tun wirklich weh), alle halbe Stunde den Versuch den Moskito zu vergiften, erschlagen oder sonst wie zu erledigen, was mir natürlich erst um 5 Uhr morgens gelang, also eine schlaflose Nacht...

Aber mit den Leuten zu arbeiten, ist ziemlich anstrengend. Sie sind sehr nett, hilfsbereit und liebeswürdig, aber auch etwas kompliziert auch wenn man so von Finänzler zu Finänzler versucht zu kommunizieren. Und Sprache ist auch nicht immer so einfach, mit einem kreativen Mix aus franzenösisch (ist ja mein Liebling!) und englisch und mit viel Blockpapier und Zeichnungen haben wir Schritt für Schritt kommuniziert.
Meine Begleitung war diesmal ein Amerikaner aus San Francisco, den sie einfach nicht verstanden haben, da er einen leichten Hauch (Vorsicht, Ironie!) von American English sprach, dass für sie noch weniger verständlich ist als British English oder das Kauderwelsch das ich von mir gebe.
Sprache in Rwanda ist eh noch spannend. Offiziell gibt es nur noch englisch. gesprochen wird aber mehr französisch und die lokale Sprache. Aber irgendwie geht es ja dann doch.


Aber zurück zur Arbeit... sie räumten extra ein Büro für uns komplett leer, das Büro ist etwas so gross wie mein Bad zu Hause und mit einer kalten Lichtröhre beleuchtet, ohne Tageslicht und mit Wänden, die definitiv schon zu viel Regen abbekommen haben und komisch fleckig vor sich hinmodern. Geputzt wird täglich, Kigali ist eine sehr saubere Stadt und es wird geschrubbt und geputzt was das Zeug hält.
Jeden Tag kam ich mit einer Liste von 5 Dingen an, die ich sehen wollte. Normalerweise haben wir 3 geschafft und 2 nicht. Am nächsten Tag wieder 5 Dinge, wobei die 2 alten halt auch dabei waren und so weiter. Wir dachten, dass wir in 4 Tagen durch sind, ja denkste...am Donnerstag war dann ziemlich klar, dass ich es nicht schaffen werde bis Ende der Woche. Also schnell mal Flug verschoben und ein Wochenende und 2 Arbeitstage angehängt Und nätürlich, die meisten Dinge, hatten sie nicht einfach so parat, sondern mussten sie mühsam zsuammen stellen, nachdem man eine Stunde erklärt hat, warum und wieso man das sehen wollte. Und meistens stimmt es dann zu 80-90%, was mir diesmal absolut genügte, da ich ja daran interssiert war, die grössten Dinge zu verstehen und nicht den Details hinterher zu rennen.
Grundprinzipien funktionieren durchaus, man hat Bankabstimmungen, Bewertungsreports für Immobilien etc. Alles einfach so wie bei uns vor 10-15 Jahren und nur auf Papier.
Scannen ist schwierig, um die Steuerdokumente (vielleicht 2 Ordner) zu scannen, brauchten sie ungefähr 2 Tage. Und sie sind extra zu einem "Copy shop" gefahren :-), aber wenn sie die Heftklammern nicht rausnehmen, dann geht es halt etwas länger. 
Internet funktioniert teilweise und alles geht laaaangsaaaam.
Aber hey, wir arbeiten dran und ich hab sogar noch einen neuen Bürokollegen aus Kigali mitgebracht, zur Unterstützung im heimischen Spesenkrieg und bei meiner Buchhaltung. Die ist nämlich auch nicht so perfekt, wie sie sein sollte :-)




Dienstag, 18. Februar 2014

Verkehrtes Heimweh?

Letzte Woche habe ich mich mit meinem Bürokollegen darüber unterhalten, dass ich London doch sehr vermisse und momentan einfach nicht nach London reise, bis mein Hirn wieder die Oberhand über mein Herz hat. Es ist nicht unbedingt die Stadt, die ich vermisse, es ist mehr die Lebenseinstellung und die Lebensart und meine neu entdeckte Unabhängigkeit. 24 Stunden Gesellschaft, kein Nachdenken über Morgen und das "andere Leben lassen", auch wenn sie nicht ganz in die Norm passen, fand ich doch sehr überzeugend. Zürich und Freienbach kommen im Februar nicht ganz so sympathisch rüber und wenn meine Damen um 21:00 nach einem Feierabendbier unbedingt für den Schönheitsschlaf nach Hause müssen, krieg ich regelmässig die Krise!
Aber hier hab ich Benno, Familie und einen Zürichsee, der eigentlich auch schon im Februar Spaziertechnisch wunderschön sein kann und mein Lebensstil scheint ausgeglichener und wahrscheinlich gesünder. Und dann kam da noch das hier:Bergfilm...
Ohne Worte!

Sonntag, 16. Februar 2014

Afrika, Afrika

Ich sitze gerade am Kigali Flughafen und warte auf meinen Flieger zurück nach Brüssel. Irgendwie passierte das so, dass Afrika nun plötzlich auch zu meinem Leben gehört und ich in Länder reise, von denen ich vorher nicht mal genau wusste, wo sie auf der Landkarte zu finden waren. Aber neuer Job, neue Aufgaben, neue Herausforderungen und neue Länder...

Bis jetzt war ich in Lagos in Nigeria und eben in Kigali in Rwanda. Zwei komplett unterschiedliche Länder, zwei komplett unterschiedliche Geschichten dahinter und es fühlt sich komplett unterschiedlich an.

Lagos, die Riesenstadt, mit einem Flughhafen, der nicht mehr als eine schlechte Baustelle ist und eine Stadt in der man als weisse Person wohl geschätzte 2 Stunden auf der Strasse überlebt, bevor man einfach irgendwo verschwindet, ausgeraubt wird oder was auch immer. Man sieht überall Waffen auf der  Strasse, echte Polizisten, sind von Falschen nicht zu unterscheiden. Keinen Schritt konnte ich in diese Stadt ohne Begleitung, Sicherheit oder Fahrer machen. Es hat viele Leute tagsüber auf der Strasse, es gibt Personen, die einfach einen Tischchen aufstellen und voilà fertig ist der Friseursalon.
Mitten in der Stadt findet man eine unbebaute staubige Fläche wo der Inhalt von Containern ausgeleert wird, entweder geklaute Container oder wohlgemeinte "Hilfslieferungen" aus dem Norden. Am einen Tag sah man Millionen von Schuhen, am anderen Tag tausende Handys. Zwei grimmig schauende Personen stehen auf der Ware mit Kalaschnikows und die kleinen Händler stehen drum herum und kaufen die Ware. Dann geht es ab in alle Gassen, wo man plötzlich die alten Schuhe der Grossmutter wieder sieht, die sie wohl in gutem Glauben in den Schuhsammelsack für Afrika entsorgt hat.
Nigerianer sind sehr freundlich, aber immer auch etwas spitzbübisch. Wenn man sie stresst, dann werden sie aggressiv und ungemütlich. Und alles muss jetzt, hier und sofort ausdiskutiert werden, auch wenn man einen Unfall mitten auf der Autobahn hat, dann wird zuerst diskutiert und dann auf die Seite geräumt, auch wenn alles rundherum kurven muss. Stichwort Verkehr; Lagos ist die grösste Katastrophe in diesem Bereich. Für eine normalerweise 30 minütige Autofahrt an den Flughhafen, hatte ich zur Stosszeit geschlagene 2.5 Stunden. Man fährt auf einer 4 spurigen Autobahn, eine Spur gehört den Minibussen, die alle 10 Minuten anhalten und Leute rauslassen. Diese Leute überqueren regelmässig die Autobahn, sehr spannend, wenn es dunkel ist, es keine Beleuchtung hat und man selber 120-130 km/h fährt. In den zwei mittleren Spuren fährt man nicht, da man ein bisschen Angst um sein Auto hat, da die weniger talentierten Fahrer unterwegs sind oder sogar diejenigen, die extra einen Unfall provozieren um jemanden abzuzocken. Also immer brav links fahren, schön der Mauer entlang und möglichst nicht Spur wechseln und auf keinen Fall für Fussgänger anhalten.
Lagos ist der absolute Wahnsinn und ist auch auf ein paar Inseln verteilt und uns kam nur Miami als Vergleich in den Sinn. Einfach ein Miami, das noch nicht so ganz fertig ist. Dreckig, staubig, dunkel in der Nacht, da Stromausfälle zur Tagesordnung gehören und sehr gefährlich. Lagos ist wohl ein Beispiel wo der Kapitalismus gesteuert durch das  Öl ungeschränkt zugeschlagen hat. Geld regiert Lagos und alle anderen können schauen wo sie bleiben. Ein PwC Partner, den wir getroffen haben, hat es relativ treffend formuliert: Als wir gefragt haben, ob Lagos es überhaupt merken würde, wenn die Hauptstadt Abuja untergehen würde, hat er geantwortet, Lagos würde es nicht merken wenn Nigeria untergehen würde. Ich glaube, das trifft es wirklich... Aber mal abwarten, der erste Eindruck kann immer täuschen...

Und nun diese Woche Kigali. Total anders. Eine saubere, kleinere Stad, mitten in Hügeln gelegen. Das Klima immer noch warm, tropisch (ein Gewitter pro Tag ist mindestens drin) aber bei 25-26°C sehr gut aushaltbar, Lagos fühlt sich konstant wie eine zu heisse Dusche an. In Kigali konnte ich mich bequem bewegen, ausser dass mir ständig ein Taxi, ein Heftli oder sonst was versucht wurde anzudrehen, war es völlig harmlos. Es hat sogar ein Trottoir und die Stadt ist jetzt aber garantiert sauberer als Zürich. Überall wachsen Palmen und andere Gewächse die ich nur von meinem Wohnzimmer kenne. Und die Leute sind extrem hilfsbereit und freundlich. Ich wurde rum chauffiert, ohne danach gefragt zu haben und mein Gepäck musste ich fast nie selber schleppen. Ich habe grosszügig meine 1-Dollar Noten verteilt und alle waren zufrieden :-)
Rwanda hat auch eine Menge "normaler" Touristen, die eine Safari machen oder seltene Berggorillas besuchen und erstaunlicherweise auch viele Amerikaner. Das hat dazu geführt, dass es auch mitten in Kigali Lodges gibt, die nur von Weissen besucht werden, die aber mitten in dieser grünen Stadt sehr gutes Essen servieren. Alles frisch und ich wurde ein grosser Fan von Ananas zum Frühstück. Ich habe noch nie in meinem Leben so gute Ananas gegessen. 
So für Afrika Anfänger wie mich, scheint Rwanda ein super Start zu sein... Übernachtet haben wir im Hotel Milles collines, das in dem berühmten Film Hotel Rwanda das Hotel war, das Flüchtlinge versteckt hatte. Und heute ist es ein etwas in die Jahre gekommenes Hotel, das gleichzeitig noch afrikanische Kunst verkauft. Mein Lieblingsbild habe ich auf jeden Fall gefunden :-)


Freitag, 3. Januar 2014

Bücherkönig -meine Sterne

Wer mich kennt, weiss, dass Lesen zu meinem Leben gehört und ich noch so gerne eine Nacht für ein gutes Buch hergebe.  Immer auf der Suche nach spannenden, überraschenden, komischen oder auch traurigen Büchern, auch gerne von Schweizer Autoren. Mein Spektrum ist breit, mit einem Hang zu historischen Romanen, die gut recherchiert sind und Krimis aller Art.  Was ich nicht mag sind meistens Biographien (es gibt Ausnahmen) und alles was sich in der Regel Fachbücher schimpft.

Seit einem Jahr habe ich mein eigenes Ratingsystem entwickelt, damit mein Bücherregal nicht einfach alles schlucken muss und ich auch in Zukunft Müll von Brillantem (zumindest in meinen Augen) sortieren kann. Seit einem Jahr bin ich auch stolzer und zunächst extrem skeptischer Besitzer eines Kindles, der mich davor bewahrt hat Tonnen von Büchern in London anzusammeln.

Was ich lese, ist meist bestimmt von Freunden und Mama's Auswahl, von anderen Bloggs im Internet, von Elke Heidenreich oder, ich geb's ja zu, von einem schönen Cover, wenn ich im Buchladen herumstolpere. Wenn ich mal jemanden gefunden habe, der mir gefällt, lese ich meistens fast alles von diesem Autor, bis er entweder nicht mehr so gut schreibt oder ich ihn wieder vergesse.
Für alle Leseratten hier mein Ratingsystem:

 ...hass ich!!!
 
 ...lesbar, aber...

...okay...

... cool...

... geb ich nie mehr her, bleibt in meinem Gestell.

Ich werde mich bemühen, meine Bücher auch laufend in den Blogg zu stellen, als Anregung oder als wandelndes Lexikon, mit unterhaltsamen Kommentaren und etwas anderen Blickwinkel als vielleicht in einem klassischen Bücherblog. Viel Spass beim Nachlsesen oder Schmökern.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Teneriffa - Sonnengrüsse - der Klassiker


Teneriffa - Der Vulkan



Immer in den Wolken und immer in unserem Rücken in Puerto de la Cruz haben wir den Tiede im Blickfeld, der höchste Vulkan und Berg in Teneriffa und auch von ganz Spanien, wie wir lernten. Nix wie hin, wenn mal kein Badewetter ist….. Wir starteten mit unserem Superautöli, das bei jeder Steigung stur verlangte, einen Gang hinuter zu schalten, und wo man manchmal das Gefühl hatte, dass man rückwärts rollt… Aus sehr gut ausgebauter Strasse quälten wir uns von Meereshöhe auf 1000m über Meer, durch Käffer hindurch, um langsame Busse herum und durch eine Natur die immer weniger wurde. 
Zuerst gab es  noch Bananenplantagen, Lorbeerbäume und allerlei tropisches Gewächs, dann wurde es weniger und stacheliger. Am Schluss waren nur noch die Föhren übrig, die sich auf dem Lavagestein festkrallte. Die Landschaft war in Wolken und Nebel gehüllt und hinter jeder Kurve sah sie anders aus. Irgendwann war dann auch kein Kaff mehr zu sehen und wir frühstückten in einem Bergrestaurant wo sie Kaffe und Mandelguetsli anboten. Die Mandelguetsli waren super gut. Die Temperatur sank ungefähr ein Grad pro hundert Meter und nach Zwiebelprinzip zogen wir Schicht um Schicht an. Dass wir aus der kalten Schweiz kamen, hatte wenigstens hier ein Gutes hinsichtlich unserer Ausrüstung. Nach dem besten Frühstück der Woche rasten wir ins Naturschutzgebiet und man kam in eine Landschaft wie man sich im wilden Westen vorstellen würde. Karge Steine, etwas komische Büsche, stachelige dürre Gräser und Sand in allen Farben und Formen. Die Strasse ist etwa so ausgebaut wie der Julier (danke liebe EU Nordländer…) und dient rein dazu Touristen zum Bähnli und zum Nationalhotel (ja sowas gibt’s) zu bringen. Das Bähnli (natürlich eine Schweizer Seilbahn) startet auf 2500m und rast in acht Minuten auf 3500m oder so. Das war selbst mir etwas zu schnell und etwas dusselig und schockiert taumelte ich aus der Seilbahn und auf dem Teide herum. 

Für die Gipfelbesteigung braucht man eine Bewilligung, die wir in unserer grandiosen Planung natürlich nicht besorgt hatten. Wir stolperten also um den Vulkan herum und waren froh über Windjacken und warme Schuhe. Nach 30 Minuten laufen in Kälte und Wind, erreichten wir den Aussichtsplatz, wo man bis ans Meer runter sieht. Eindrücklich so 3500 Meter runter zu schauen…. Und eindrücklich zu sehen, dass es immer noch nach oben geht. Der Himmel über dem Vulkan zeigt sich spektakulär und man wird ganz still bei so viel Natur.
Froh, vor dem Massentouristenansturm wieder runter zu dürfen, quetschten wir uns wieder in die Seilbahn und lachten die Leute aus, die mit Flip Flop und Sandalen allen Ernstens bei den 0 Grad auf dem Berg rumturnten.
Unten angekommen, machten wir Bekanntschaft mit der „Servicestation“ die überall gross angekündigt und beworben wurde. Schlussendlich war es das Wartehäuschen, ein unsäglicher Touristenshop und zwei Kaffees und WCs… aber halt alles auf 2500m über Meer. Für Spanier offenbar eindrucksvoll…. Wir konnten die Aufregung nicht so ganz verstehen.
Wir entflohen den anrollenden Massen (zum Glück waren wir früh aufgestanden) und fuhren weiter durch das Naturschutzgebiet. An einem Ort mussten wir schon richtig nach einem Parkplatz anstehen und wanderten durch massige Gesteinsbrocken und wunderschöne Lavaverformungen. Nach 15 Minuten war man praktisch wieder alleine, da die Bustouristen gerade mal bis zur ersten Biegung laufen und dann genug Wildnis gesehen haben. Dabei waren die hinteren Steinbrocken noch die viel Schöneren. Wenn man links runter schaute, sah man ein Tal voller schwarzer Lavaströme, wenn man rechts schaute, ging es gleich wieder steil den Hang zum Teide hinauf. Einfach sagenhaft schön.
Danach machten wir uns auf die Fahrt ins Tal. Zunächst aber reist man quer durch die Hochebene auf einer schnurgeraden Strasse, wo alle 10 Minuten, die Lavaformationen wechselten. Zunächst kamen Sanddünen, dann zerklüftete Lavagesteine und schliesslich alles in braun, ocker und schwarz. Die Landschaft ist sehr viel abwechslungsreicher als die Alpen und man will sich gar nicht vorstellen, dass das alles mal flüssig war.
Etwas später rutschten wir wieder in die Baumzone und überall standen Föhren auf schwarzem Untergrund, mit gelben Nadeln am Boden. Sehr gespenstig, denn kein einziger Grashalm wächst auf diesen schwarzen Gesteinen, nur Föhren und sonst gar nichts. Später rollten wir in die Zone, wo wieder etwas Gemüse und Früchte angebaut wurden, wo Terassen gezogen worden waren und Kaktusfeigen reifen. 
Aber auch hier, nicht viel das wächst. Ein paar erste Reben, aber immer noch viel zu hoch. Der Wald und die Kakteen werden wieder dichter. Immer wieder gibt es gigantische Ausflugsrestaurants, aber kein Mensch der hingeht. Hier hat sich wohl so mancher ver- oder überschätzt mit seinen Zukunftsplänen, denn es sagen sich hier nicht mal Hase und Fuchs „Gute Nacht“… Wir sind im Nordwesten der Insel angelangt, wo es nur noch ein paar Käffer gibt, ein paar Weingüter und sonst nichts mehr. Wir wählen nach Lottoprinzip nochmals ein Kaff aus dem Reiseführer aus und fahren über steile Strässchen hin. Beschrieben als schönen Ort mit Orangenhainallee und einer eindrücklichen Hazienda, stellt sich das Kaff als eine Sammlung von Häusern an der Hauptstrasse raus, mit ein paar mickrigen, hüfthohen Orangensträuchern und zwei drei Bars, die von misstrauisch guckenden Einheimischen besetz waren. Die renovierte Hazienda ist ein Hotel und Kongresszentrum und es ist so gar nichts los. Wir haken diesen Ausflug ab und machen uns auf den Weg zurück nach Puerto de la Cruz. Zunächst müssen wir aber wieder bis ganz runter ans Meer, denn da ist die grosse Autostrasse in den Osten. Es geht ewig, bis wir da runter sind und eine Haarnadelkurve folgt der nächsten…  und wenn die Strasse zwischen zwei Häusern durchgehen kann, dann geht sie und wird stellenweisen so eng, dass man so richtig erschreckt, wenn ein Bus vor einem steht. Schliesslich doch noch geschafft. Zufrieden und mit vielen neuen Eindrücken landeten wir wieder im Hotel, wo wir es zuerst mal den Teneriffern gleich machten… Siesta!!!!!

 


  
 





Montag, 2. Dezember 2013

Teneriffa - Ankunft in Puerto de la Cruz




Von oben sieht Teneriffa schwarz und unnahbar aus. Nach unserer Landung im Süden der Insel wurde der erste Eindruck bestätigt. Trocken, extrem staubig und zerklüftet präsentierte sich der Süden. 
Ein Kaktus reiht sich an den anderen und dazwischen breiten sich eine Autobahn und ein paar Käffer aus, die sich an den Hügel klemmen. Nach unserer Ankunft und dem relativ schmerzlosen Abholen des Mietautos (die Schlange neben uns war einen gefühlten Kilometer lang…), wollten wir nur eines, runter ans Meer. Wir suchten uns ein Kaff aus und bogen von der Autobahn ab ans kitschig blaue Meer. Schwarzer Lavastein und blaues Meer, das hat was und natürlich Sonne und 20 Grad. 
Drohend hat sich zwar eine Wolkenwand am Tiedes (dem höchsten Berg und Vulkan) aufgebaut, doch wir konnten nicht so recht an den Regen glauben, als wir die trockene Natur anschauten.
 Bevor wir auf die Nordseite der Insel fuhren, nahmen wir noch Guimàr mit. Ein grösserer Ort, nix schönes, sehr staubig, mit den noch erhaltenen Pyramiden von Teneriffa. Ein spinniger Norweger, hat versucht zu erklären, warum zur ungefähr selben Zeit rund um den Globus überall Pyramiden gebaut wurden. Meist eckig und nicht spitzig wie die in Ägypten. Seine These war, dass die Kulturen bereits vor Kolumbus eine Art von Austausch haben mussten, denn nicht durch Zufall kamen alle auf dieselbe Idee und bauten Pyramiden zum Sonnenkult oder zum Grabeskult. Er versuchte es zu beweisen, dass sobald eine Art Schilfboot da war, man auch andere Kontinent erreichen konnte und er segelte mit einem nachgebauten Schilfboot über den Atlantik. Es hat offensichtlich geklappt und ihn in seiner Idee bestätigt. Ganz schön abenteuerlich, aber warum eigentlich nicht.  In Guimàr stehen nun diese Pyramiden und ein zugehöriges Besucherzentrum, das seine Idee und sein Leben zeigt. Rund um die Pyramiden haben sie einen Rundgang gestaltet, mit ursprünglichen Pflanzen aus Teneriffa. Man findet nebst Agave und Kakteen sehr eigene Sachen, wie den „Drago“ eine Drachenpalme, die es nur auf Teneriffa gibt. Bevor der Zuckerrohrhandel mit Mittel- und Südamerika so recht in Schwung kam, hat man auch auf Teneriffa Zuckerrohr in Massenplantagen angebaut und selbst damit gehandelt. Heute haben Bananenplantagen das Zuckerrohr ersetzt und auch Wein ist ziemlich verbreitet auf der Insel. Die günstige Lage von Teneriffa als Ankunfts- oder Ausgangspunkt für die Atlantiküberquerung zeigt sich deutlich auf allen alten Karten. Vorstellen kann man sich aber nicht wirklich, wie die Sklavenschiffe hier noch einmal gestoppt haben, bevor sie Richtung Amerika segelten und mit Zuckerrohr, Baumwolle oder sogar Gold wieder kamen. 

Nachdem wir in den botanischen Spezialitäten rumgeturnt sind, machten wir uns auf in den Norden, einmal rund um die Insel. Je weiter wir in den Norden kamen, umso grüner wurde die Insel. Die Nordseite ist mit tropischen Pflanzen bedeckt und meiner Meinung nach viel schöner als der Süden. Es gibt einfach weniger Strände und man kann nur auf- oder abwärts laufen, da gleich hinter dem Meer der Hang ansteigt in Richtung Vulkan. Zwischendurch kam Regen auf und wir machten Bekanntschaft mit der etwas unbeholfenen Fahrweise der Insulaner, die auf dem Einspurstreifen der Insel einfach stehen bleiben, wenn es Ihnen zu viel Verkehr hat. Die Insel ist relative dicht bewohnt, die Käffer sind farbenfroh, aber ziemlich hässlich. Wenn noch was im Kolonialstil erhalten ist, im Gegensatz zu den Bettenburgen, ist es geradezu schön. 
Puerto de la Cruz war unser Ziel, in dem wir unser kleines Apartment gebucht hatten. Vorgewarnt durch diverse Interneteinträge, wussten wir, dass das Hotel ziemlich am Hang liegt und man circa eine halbe Stunde den Hang hinauf läuft vom Strand oder von der Stadt. Am ersten Abend machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Überall gibt es kleine Friseur- und Lebensmittelläden und am Hafen wurde ein Garten errichtet, der mit schwarzen Stränden aufwartet. Man kann rund um die Stadt am Meer entlang laufen, denn es wurde bereits neu aufgeschüttet, für einen weiteren Park, der jetzt einfach eine dunkle Schotterpiste mit Damm ist. Die Wellen klatschen mit voller Wucht an riesige Steinblöcke und schwappen bis über den Damm. Sehr schön herb und überhaupt nicht gepützelt, was irgendwie passt. Die Stadt selber hat eine grosse Fussgängerzone, die von Touristen recht überschwemmt wird. Aber so nach acht Uhr abends, sieht man auch die Einheimischen auf dem Dorfplatz sitzen und einen billigen „Vino Tinto“ (Rotwein) süffeln. 
 
Ausser zur Siestazeit ist die Stadt ziemlich belebt und wie die Leute quasi senkrecht am Hang auch noch auf dem kleinsten Parkplatz ihr Auto abstellen ist uns ein Rätsel. Ein bisschen komisch schauten wir nur bei der Weihnachtsmusik, die überall vor sich hin dudelt und schon gross „Felice Navidad“ verkündet. Man kann auch künstlichen Schnee für 50 Cent das Stück kaufen…. Sonst gibt es wenig ursprüngliches und die Stadt voll vom Tourismus, wobei so manch Deutscher oder Italiener auch sein Restaurant eröffnet hat. Die 
Natur ist das Spektakel auf Teneriffa!